Mit dem Testmanagement steht und fällt der Erfolg von SAP S4/HANA-Migrationen und dem fortlaufenden Betrieb. Wir verraten, welche Voraussetzungen es braucht, wie Sie am besten vorgehen und was die Knackpunkte sind.

Das SAP S/4HANA Testmanagement bezieht sich auf den strukturierten Prozess der Planung, Erstellung, Ausführung und Auswertung von Tests, um die Qualität und Funktionalität eines SAP S/4HANA-Systems zu gewährleisten.

Denn den SAP Supergau möchte keiner erleben: Sie führen SAP S4/HANA in Ihrem Unternehmen ein und am Ende bleiben die Ergebnisse aus, die Sie sich dadurch erhofft hatten.

Vorteile eines gut organisierten Testmanagements:

  • Risikominimierung durch frühzeitige Problemerkennung
  • Sicherung der Produktqualität
  • Gesteigerte Transparenz und Kundenvertrauen
  • Kostenreduzierung und Zeitgewinn

Wie stelle ich die Qualität meiner S/4HANA Lösung sicher?

Damit ist klar: Die Sicherstellung der Qualität einer neuen S/4HANA-Lösung stellt eine komplexe Aufgabe dar, die mehrere Aspekte berücksichtigen muss: Zum einen sind neue Prozesse im Spiel, die oftmals unbekanntes Terrain repräsentieren und bei denen die fehlenden Erfahrungswerte eine Qualitätsbewertung erschweren.

Zum anderen sind oft viele Personen involviert, was ebenfalls die Qualität beeinträchtigen kann – vor allem, wenn alle Beteiligten im Tagesgeschäft gefangen sind und die Qualitätskontrolle dann noch „on top“ kommt.

Ein weiterer Faktor sind die Testfälle, die in einem Brownfield-Ansatz oft wenig oder unterschiedlich strukturiert vorliegen. Diese müssen zu einem konsistenten und qualitativ hochwertigen Ganzen zusammengeführt werden, um das Projekt in seiner Gesamtheit abzusichern.

Und nicht zuletzt spielt auch die Auditsicherheit eine Rolle. Vor allem in stark regulierten Branchen wie dem Bankensektor müssen die Testverfahren nicht nur angemessen durchgeführt, sondern auch lückenlos dokumentiert werden, um bei eventuellen Prüfungen bestehen zu können.

4 Schritte für ein erfolgreiches SAP S/4 HANA Testmanagement

1. Teststrategie entwickeln

Um die Qualität Ihrer neuen S/4HANA-Lösung sicherzustellen, ist die Entwicklung einer durchdachten Teststrategie unerlässlich. Dafür sollten Sie die entscheidenden W-Fragen (was, wie, warum, wer, wann und wie lange?) beantworten und die folgenden Punkte klären:

Rollen und Zuständigkeiten: Legen Sie fest, wer für was verantwortlich ist, um Missverständnisse zu vermeiden. Gibt es einen Hauptverantwortlichen, wer sind die Tester:innen und wer koordiniert das Ganze? Und welche Aufgaben haben Consultants und Entwickler:innen?

Testkriterien: Definieren Sie, welche Aspekte der Anwendung getestet werden sollen. Legen Sie dabei auch die Gewichtungen fest, z. B. für Geschwindigkeit, Design oder Funktionalität.

Testprozess: Planen Sie, wann und mit welchen Tests getestet wird. Stellen Sie auch klar, wer die Tests durchführt und welche Schritte im Fehlerfall zu unternehmen sind.

Testmethoden: Entscheiden Sie zwischen automatisierten und manuellen Testmethoden. Unser Tipp: Je früher Tests ansetzen, desto kostengünstiger sind Fehlerbehebungen.

Teststufen: Bestimmen Sie die Granularität der Tests. Werden einzelne Transaktionen, kleine Prozesse oder ganze Prozessstufen End-to-End getestet?

Testumgebung: Die Testumgebung sollte technisch so nah wie möglich an der Produktionsumgebung sein, damit jeder in der richtigen Umgebung testet.

Testtools: Für die Dokumentation sollten professionelle Testwerkzeuge wie Solman oder Cloud ALM genutzt werden, und bitte nicht Excel.

Testfallerstellung: Legen Sie fest, auf welcher Ebene und mit welchen Qualitätskriterien die Testfälle erstellt werden. Achten Sie vor allem auf eine hohe Homogenität über alle Unternehmensbereiche hinweg.

Terminplan: Klären Sie, wann die Tests stattfinden sollen, bis wann alle Vorbereitungen abgeschlossen sein müssen und wann der Testlauf startet.

2. Testvorbereitung

Die Klärung der folgenden Fragen in der Testvorbereitung hilft, die Qualität des gesamten Projekts sicherzustellen und effizient zu arbeiten.

Welche Systeme werden getestet?

Bauen Sie eine Testumgebung auf, die der Produktivumgebung ähnelt. Klären Sie, ob nur SAP-Systeme oder auch Umsysteme im Testumfeld berücksichtigt werden.

Welche Prozesse werden getestet?

Definieren Sie den Scope und die relevanten Prozesse. Unterscheiden Sie zwischen kritischen und weniger kritischen Prozessen, basierend auf SAP Best Practices.

Welche Testdaten werden benötigt?

Planen Sie, welche Daten für die unterschiedlichen Testfälle erforderlich sind und stellen Sie deren Verfügbarkeit sicher.

Welche Dokumente werden zum Test herangezogen?

Identifizieren Sie die Dokumente, die als Maßstab für die Testausführung dienen sollen.

Wie hoch ist der Zeitbedarf für die Testdurchführung?

Berücksichtigen Sie den Zeitbedarf für die einzelnen Testfälle. Wenn die Zeitplanung kritisch ist, gibt es verschiedene Optionen: Reduzieren Sie die Testfälle, fokussieren Sie sich auf die kritischsten, setzen Sie zusätzliche Tester ein oder verlängern Sie die Testphase.

3. Testdurchführung

Jetzt geht es ans Eingemachte: Führen Sie Integrationstests, Funktionstests oder Benutzertests durch, um die Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemkomponenten zu prüfen, die Einzelleistungen der Anwendung zu testen, und die User Experience zu bewerten. Dabei kommt es auf folgende Punkte an:

Auf gute Dokumentation achten: Je genauer die Testfälle dokumentiert sind, desto einfacher ist die spätere Lösungsfindung. Screenshots und detaillierte Beschreibungen sind hilfreich, aber es gilt, eine Balance zwischen notwendiger und übermäßiger Dokumentation zu finden.

Dedizierte Testwerkzeuge nutzen: Verwenden Sie spezialisierte Testwerkzeuge wie SAP Solution Manager oder SAP Cloud ALM und meiden Sie die Nutzung von Excel für Testdokumentationen.

Auf Einhaltung der Testkriterien aus der Teststrategie achten: Stellen Sie sicher, dass die festgelegten Testkriterien in der Testphase konsequent eingehalten werden.

Auf Einhaltung der Timeline achten: Sensibilisieren Sie alle Beteiligten für die Einhaltung der Deadlines. Denn einige Tests könnten sequenziell sein und der nächste kann erst durchgeführt werden, wenn der vorherige abgeschlossen ist.

Stakeholder regelmäßig informieren: Führen Sie regelmäßiges Reportings durch, um alle Stakeholder auf dem Laufenden zu halten. Auch hier können Werkzeuge wie Solman und Cloud ALM unterstützend wirken.

4. Defect Management

Das Defect Management ist ein Schlüsselelement in der Testphase. Dabei sind Werkzeuge wie der SAP Solution Manager oder Cloud ALM ideal für die systematische Erfassung und Priorisierung von Fehlern. Nach der Behebung wird dann noch ein Nachtest durchgeführt, um die Fehlerkorrektur zu bestätigen.

Dabei gilt, dass eine hohe Anzahl an entdeckten Fehlern nicht zwingend negativ ist, sondern eher für ein erfolgreiches Testmanagement spricht. Jedoch sollte immer die Balance gewahrt bleiben, um weder zu viel Zeit noch Ressourcen zu verschwenden. Die Analyse der gesammelten Fehler und ein abschließendes „Lessons Learned“ dienen der kontinuierlichen Verbesserung.

Noch ein paar Tipps für Ihr Testmanagement

Sie merken: Das Testmanagement einer S/4HANA-Lösung ist mehr als eine rein technische Herausforderung – vielmehr handelt es sich um ein unternehmensweites Projekt, das präzises Management erfordert.

Beachten Sie den kritischen Faktor Zeit und starten Sie frühzeitig mit einer durchdachten Planung. Setzen Sie auch auf professionelle Testwerkzeuge, priorisieren Sie mit einem Fehlerkostenmodell und vergessen Sie nie: Kommunikation ist das Herzstück eines jeden erfolgreichen Testmanagements.

Und wenn Sie diese Grundpfeiler beachten, schaffen Sie nicht nur eine solide Basis für Ihr Projekt, sondern ebnen auch den Weg für eine reibungslose Testphase. Und damit auch für den erfolgreichen Betrieb Ihrer S4/HANA Lösung.

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