Mit der Urbanisierung der Wohn- und Lebensverhältnisse in deutschen Städten und dem strukturellen Wandel vieler Kommunen, steigt der Bedarf an intelligenten und vernetzten Infrastrukturen deutlich an. Diese neuen Lebens- und Arbeitsräume ermöglichen wirtschaftliche Wachstums- und Innovationschancen und mehr Lebensqualität für die Bürger. Doch viele Kommunen sind noch unsicher auf der Reise vom manuellen Verwaltungsprozess hin zu digitalen Prozessen und nachhaltigen Infrastrukturen. Wie lässt sich das ändern?

 

Für alle Entscheider im kommunalen Umfeld stellt sich die Frage, wie sie den politisch-programmatischen Rahmen mit den konkreten Handlungsfeldern vor Ort in Einklang bringen. Kommt Smart City für unsere Kommune in Frage, und falls ja, in welchem Umfang und mit welchen Technologien?

Doch welche Strategie macht für eine Kommune überhaupt Sinn? Warum ist „Smart City“ immer noch ein Fremdwort für deutsche Kommunen. Laut einer Studie zum Thema „Die digitale Transformation deutscher Städte und Gemeinden“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beschäftigen sich nur 5 von insgesamt 28 digitalen Vorreiter-Städten seit mehr als fünf Jahren mit dem Thema Smart City. Auch der „Smart City Strategy Index“ des Beratungsunternehmens Roland Berger zeigt, dass 90% der 153 betrachteten Städte, noch keine Smart City Strategy entwickelt haben und verfolgen.

Kommunen stehen vor riesigen Chancen und gleichzeitig vor komplexen Herausforderungen. Um das Thema Smart City verständlich und greifbar zu machen sowie diese mit konkreten Lösungsansätzen zu füllen hat sich Axians als ICT-Marke der VINCI Energies in Deutschland, mit dem Technologiepartner Cisco zusammengeschlossen.

Wir wollen gemeinsam die Treiber von Smart City in Deutschland fördern und das Thema anfassbar machen.

In Kooperation wurden verschiedene Smart City Showcases zu den Bereichen Smart Lighting, Safety & Security, Environmental Data Management, Waste Management und Traffic Monitoring & Parking im OpenBerlin, dem Innovationscenter der Cisco erarbeitet und installiert.

Smart City Welt Eröffnung

Unter dem Motto „von urbanen Visionen zur Realität“ wurde die Smart City Welt im openBerlin mit über 70 Gästen am 07. Mai 2019 feierlich eröffnet. Neben Dr. Ulf Narloch, einem Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sprach ebenfalls Dr. Fritz Rettberg, CI²O (Chief Information & Innovation Officer) der Stadt Dortmund darüber, wie die digitale Transformation in seiner Stadt stattgefunden und mittlerweile bereits zu zahlreichen Auszeichnungen geführt hat.

Besonderes Highlight der Veranstaltung war die Live-Demonstration der praxisnahen Smart City Lösungen, die nicht nur im Innovationscenter openBerlin selbst sondern auf dem gesamten Euref-Campus integriert wurden. Thematisch zielen diese dabei auf aktuellen Handlungsbedürfnisse einer Kommune ab: Städte möchten das Verkehrsaufkommen, die Anzahl der Verbrennungsmotoren und die Umweltbelastung in ihren Innenstädten senken. Zur gleichen Zeit soll jeder Bürger nach seinen individuellen Bedürfnissen die kommunalen Services in Anspruch nehmen können, im Besten Fall vollautomatisiert.

Smart City in Deutschland – vom Fremdwort zur Realität

Live-Demonstratoren, von Smart Parking bis zu Smart Waste Management

Rund 20% fast jeder deutschen Stadt wird für Stellplätze von PKWs verwendet. Multipliziert man diesen Wert mit den aktuellen Miet- bzw. Kaufpreisen wird deutlich, welch enormer Wert investiert wird. Nicht nur in den Großstädten des Landes, auch in mittelgroßen und kleinen Kommunen werden die freien Flächen immer begrenzter, dabei wird die Konkurrenz für den Verbrennungsmotor dagegen durch Elektroauto, E-Scooter und Radfahrer immer größer. Um das momentane Parkerlebnis für Bürger dennoch so angenehm und reibungslos wie möglich zu gestalten, haben Axians und Cisco eine Lösung für den Bereich Smart Parking entwickelt. Dabei wurde Sensorentechnik an einen Beleuchtungsmasten angebracht. Durch die Kombination von Sensorik und Kameraüberwachung sowie integrierter Bildauswertung die direkt in den Sensoren stattfindet, kann eine ausgestattete Straßenlaterne dabei bis zu 30 Stellplätze überwachen. Das Resultat ist eine Echtzeit-Übersicht, wie viele Stellplätze frei bzw. belegt sind.

Dieser Case ist für allerhand städtische Parkplätze sowie Parkhäuser relevant. Momentan werden die verfügbaren Parkplätze ausschließlich durch eine einfache Rechnung (gesamte Anzahl an Parkplätzen – Anzahl Einfahrten) ausgewertet, was ein enormes Fehlerpotenzial innehat.

In vielen Teilen von Deutschland werden die Mülltonnen einmal die Woche, zweimal im Monat oder individuell nach Vereinbarung geleert. Allerdings müssen sich die Bürger immer den Vorgaben ihres jeweiligen Wohnorts anpassen oder selbst in Aktion treten und die Leerung beauftragen. In vielen Ortsteilen stehen zusätzlich Müllcontainer für Pappkarton und Altglas, die in unregelmäßigen Abständen, je nach Entsorgungsunternehmen entleert werden. Sobald diese allerdings voll sind, werden die Entsorgungsmaterialien einfach neben die Container gelegt, was zu einer Verwüstung der Kommune führt.

Das Thema Smart Waste Management bietet dafür eine Lösung. Durch Sensoren, die im Inneren des Mülleimers oder Müllcontainers angebracht werden, wird die Leerung automatisiert bei einem bestimmten Füllgrad oder einer gewissen Innentemperatur beauftragt.

Die Sensortechnik misst mit Hilfe von Ultraschall den Abstand zwischen Deckel und Boden des Müllcontainers. Die Datenübertragung der aktuellen Messwerte findet einmal pro Stunde über LoRaWAN statt und bieten den Entsorgungsunternehmen eine einfache Möglichkeit, die Mülleimer- und Container bedarfsgerecht zu leeren.

Welches enorme Potenzial die Datenübertragung via LoRaWAN bietet, wurde bereits bei mehreren Smart City Projekten der Axians deutlich. In der Stadt Siegen wurde das gesamte Gebiet mit nur einem LoRaWAN-Masten abgedeckt, und verbindet so durch eine Funkverbindung die ansässige Industrie, Verwaltung und die Bürger.

Smart City in Deutschland – vom Fremdwort zur Realität

Macht Smart City Sinn?

Welche Herausforderungen im Bereich der kommunalen digitalen Transformation stellen sich Städte und Gemeinden? Welche Städte gehören in Deutschland zu den Vorreitern und welche Smart City Strategie macht überhaupt Sinn?

Diese Fragen, und einige weitere, wurden Digitalexperten in einer Panel Diskussion zum Ende der Smart City Welt Eröffnungsveranstaltung gestellt. Moderiert wurde die Diskussion mit insgesamt fünf Teilnehmern aus Politik (Dr. Narloch), Kommunen (Dr. Rettberg) und Unternehmensvertretern der VINCI Energies in Deutschland und Cisco (Markus Wissmann, Head of Smart Cities Europe) von Christian Fischbach, Chefredakteur des Energy 4.0 Magazins.

Im internationalen Vergleich sind deutsche Kommunen ein Vorbild in Sachen Smart City Planung und Strategieentwicklung. Allerdings sind ausländische Metropolen wie Barcelona, Santander und Singapur in der Umsetzung bereits einige Schritte vor unseren heimischen Städten. Das liegt hauptsächlich an der fehlenden Digitalexpertise und dem Verständnis, was eine intelligent vernetzte Stadt ist und wie diese umgesetzt werden kann.

Zu den Vorreitern in Deutschland gehören momentan neben Dortmund, auch München und Hamburg. Doch mittlerweile ziehen die mittelgroßen Städte wie Darmstadt oder Heidelberg nach. Kleinen Gemeinden fehlt es noch am nötigen Investitionsbudget. Dieses ist neben dem technologischen Verständnis und dem digitalen Bewusstsein, eines der drei wichtigen Merkmale einer erfolgreichen Smart City Strategie.

Dabei ist es im Bezug auf Smart City Strategien wichtig, betont auch Dr. Rettberg, CIO der Stadt Dortmund, zu beachten, dass jede Stadt individuell ist und daher eine personalisierte Herangehensweise an das Thema benötigt. Viele Städte bauen mittlerweile Digitale Teams rund um Chief Digital Officers oder Digitalisierungsbeauftragte auf, die von ortansässigen Unternehmen durch deren Technologie Know-How unterstützt werden. Ein Schulterschluss aus Stadt, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft hat bereits bei zahlreichen deutschen Beispielen zur erfolgreichen Umsetzung einer Smart City Strategie geführt.

VINCI Energies in Deutschland, mit ihren Netzwerkmarken aus dem Bereich Industrietechnik (Actemium), Informations- und Kommunikationstechnik (Axians), Energieinfrastruktur (Omexom) und Gebäudemanagement (VINCI Facilities), ist bereits Teil der Smart City Allianz Dortmund und unterstützt so die Entwicklung der digitalen Strategie der Stadt.

Smart City in Deutschland – vom Fremdwort zur Realität