Lange Zeit war es sehr ruhig im virtuellen Desktopumfeld. VDI, also ein virtueller Desktop z.B. auf Basis von Windows 10, wurde schon vor über 7 Jahren als erstzunehmende Alternative zum PC gesehen. Die Marktanteile von VDI Umgebungen auf Clientbetriebssystemen hielten sich aber in Grenzen. VMware dominierte zwar den Bereich, aber die Lösung konnte sich nie zur Standardbereitstellung eines Desktops etablieren.

Woran lag es?

Gründe hierfür waren unterschiedlich, meist lag es an der kostenintensiven Lizenzierung, die Microsoft hier abrief. Nur durch eine teure VDA-Lizenz durften überhaupt virtuelle Instanzen von Windows 8 oder 10 betrieben werden. Diese Tatsache schreckte viele Unternehmen von einer VDI Umgebung ab. Auch waren die Anforderungen durch mehr Compute- und Storagebedarf deutlich höher. Stattdessen setzten weiterhin viele auf die mittlerweile schon seit Jahrzehnten bewährte Terminal Server Lösung, die mit Citrix Virtual App (früher XenApp) die Anforderungen der Unternehmen sehr gut erfüllte. Der Vorteil dieser Lösung stellte einen sicheren, standardisierten Windows Server Desktop und entsprechende Applikationen bereit, ohne dabei über die für VDI notwendigen hohen Hardwareressourcen verfügen zu müssen. Durch die über die Jahre immer weiter verbesserten Citrix Technologien konnte daneben auch die zunehmenden Benutzeranforderungen leicht erfüllt werden.

Die Zeiten von Microsoft Terminal Server, dessen Grundlage Citrix Virtual App nun einmal ist, neigt sich aber mehr und mehr dem Ende. Gerüchte über ein mögliches Aus im Windows Server 2019 konnte Microsoft zwar noch rechtzeitig vor Veröffentlichung entkräftigen, aber schon früh war bekannt, dass Office 365 nicht mehr von Windows Server 2019 unterstützt wird. Die Frage ist also, wann schaltet Microsoft die Terminal Server Rolle endgültig ab.

Ankündigung von Windows Virtual Desktop

Dass Microsoft hier mittlerweile etwas ganz anderes vorhat, wurde mit der Ankündigung von Windows Virtual Desktop Anfang 2019 offensichtlich. Microsoft bietet nun seinen eigenen multi-session Windows 10 Desktop aus seiner Azure Welt an und versucht hierbei Bestandskunden, die Remote Desktop (ehemals Terminal Server) einsetzen, durch ein einfaches Deployment in die Azure Welt zu migrieren. Interessant wird die Lösung auch deshalb, weil in den Microsoft 365 E3 und E5 oder auch Windows 10 Enterprise E3 und E5 Windows Virtual Desktop bereits enthalten ist.

Wird jetzt die Luft für Citrix dünn?

Nein, denn Citrix hat als Lösungsansatz nicht mehr primär die Bereitstellung von Applikationen oder Desktops im Fokus. Citrix sieht sein Lösungsportfolio als zentrale virtuelle Plattform, die neben der Bereitstellung von Saas- und Windowsapplikationen, Desktops, Files und Mobility, vor allem den Workflow-Apps mehr an Bedeutung zuschreibt.

Die neue virtuelle Desktop 4.0 Strategie von Citrix

„Evergreen-Ansatz“ mit Citrix Cloud

Damit löst sich Citrix von seiner jahrzehntelangen Strategie, der einfache Applikation – und Desktopbereitsteller zu sein. Citrix liefert mit seiner Software die Basis, Applikationen und Desktop zu hosten, wo diese aber wiederum tatsächlich liegen, ob bei Microsoft Azure, Google Cloud, onpremise beim Kunden oder sogar bereitgestellt durch einen Servicepartner, zeigt sich Citrix hierfür vollkommen offen. Citrix positioniert sich stattdessen als Servicedienstleister, der die Verantwortung für das Management und den Betrieb der Lösung zeigt. Um dies aber für alle weltweiten Kunden auch tatsächlich mit einer 99,9% Verfügbarkeit zu garantieren, bedarf es einen standardisierten „Evergreen-Ansatz“, den Citrix in Form seiner CitrixCloud den Kunden bereitstellt.

Die Aufgaben der IT reduziert sich somit auf die Bereitstellung der Workerebene, also z.B. das Aktualisieren von Applikationen oder das Provisionieren von Windows Virtual Desktops, wobei Citrix hierzu auch entsprechende Tools mitliefert, die dies nach Bedarf auch automatisieren.

Prozesse und Endanwender im Fokus

Zusätzlich legt Citrix seinen Fokus auf die notwendigen Prozesse und einfachere Arbeitsmethoden für die Endanwender. Mit der Übernahme von Sapho, Ende 2018, hat Citrix nun die Technology erworben, Workflows für die Enduser bereitzustellen, sodass Benutzer einfache und sich wiederholende Aufgaben leicht ausführen können. Dabei muss der User nicht auf die einzelnen Applikationen zurückgreifen, stattdessen können die Workflow Apps mehrere Aufgaben, darunter auch verschiedene Back-End-Anwendungen, in einer einzigen Benutzeroberfläche oder App zusammenfassen.

Workflow-Apps können freistehende Apps sein oder Workflow-App-Funktionen können in andere Apps integriert sein, somit wird auch der Citrix Workspace ein sehr mächtiger universaler Desktop, der das Arbeiten mit vielen Applikationen reduziert und geräteübergreifend verfügbar ist.

Die neue virtuelle Desktop 4.0 Strategie von Citrix

Popup-Benachrichtigungen für den Nutzer

Wurde zum Beispiel ein Genehmigungsprozess über ein externes Saas-Tool für eine Spesenabrechnung gestartet, so musste bisher auf dieses Tool auch zugegriffen werden, wenn der Prozess bearbeitet oder validiert werden sollte. Dank der Workflow App Funktion von Citrix, erhält der Entscheider nun eine Popup-Benachrichtigung auf seinem Workspace und kann direkt dort, ohne sich beim Saas-Tool explizit anmelden zu müssen, den Antrag bearbeiten und freigeben.

Citrix hat aber bereits weitere Integrationen z.B. für Salesforce, ServiceNow aber auch individuelle Kunden-Apps angekündigt. So lassen sich z.B. wiederkehrende Salesforce-Berichte vollautomatisch als Pop-Up im Citrix Workspace anzeigen.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Für Kunden bedeutet dies eine notwendige Neubewertung Ihre Strategie von Arbeitsabläufen und der Bereitstellung von Applikationen und Desktops. Immer mehr Unternehmen stellen ihre Software als Saas Applikation bereit, deren Nutzung entweder nur aus der Cloud oder zumindest mit einem „Evergreen Ansatz“ verbunden sind. Dadurch soll zwar die IT der Kunden entlastet werden, die gewonnene Zeit brauchen Sie aber auch, um die Anforderungen von Industrie 4.0 und der damit verbundenen Integration der digitalen Systeme gerecht zu werden.