Die bisherige E-Business Platform Hybris Commerce gehört der Vergangenheit an. SAP C/4HANA bildet die nächste Generation mit der Commerce Cloud. Aber wie genau sieht diese Transition aus? Viele SAP-Kunden begeben sich auf die Suche nach Handlungsempfehlungen. Welche Voraussetzungen gelten für den Wechsel und was sollte man beachten?

 

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Ausgangssituation:

Mit der Übernahme des Schweizer Unternehmens Hybris begannen die Walldorfer bereits 2013 ihr E-Commerce Portfolio massiv auszubauen. Die SAP Commerce Cloud wurde Teil eines neuen Lösungsportfolios namens C/4HANA Customer Experience. Unter diesem Namen konsolidiert die SAP Hybris, CallidusCloud, Gigya und Coresystems (FSM). Neben der Commerce Cloud gehören die SAP Marketing-, die Sales-, die Service- und die Customer Data Cloud in das C/4HANA-Angebot und vereinen Kundendaten, Machine Learning Technologie und Microservices. Ziel ist eine kontinuierliche, größtenteils automatisierte Kommunikation mit dem Kunden in Echtzeit über alle Kanäle hinweg.

Und tatsächlich: Hauptvorteil des gesamten C/4HANA-Lösungspakets ist die vorhandene Backend-Integration in SAP S/4HANA und SAP Business Suite, sodass die Implementierung einfach und schnell vonstattengeht. Zudem entfallen Lizenzkosten für die Middleware zur Verbindung von CRM und ERP.

Doch lohnt sich die Cloud auch für Sie?

Um Ihren konkreten Migrationsbedarf zu prüfen, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

Wie flexibel wollen Sie sich aufstellen?

Wenn Ihr Geschäft sich durch saisonale Schwankungen auszeichnet, schon allein durch ein erhöhtes Bestellvolumen in der Vorweihnachtszeit, besteht bei der On-Premise-Installation das Risiko von Speicherengpässen, oder Sie blockieren und zahlen in niedrigen Auslastungsphasen Serverressourcen, die Sie nicht nutzen. Ihre Cloud-Kapazität können Sie hingegen jederzeit an Ihren Bedarf anpassen, was Ihnen ein hohes Maß an Flexibilität gewährt.

Wie viele IT-Ressourcen können Sie für den laufenden Betrieb aufbringen?

Im E-Commerce stellen Kunden hohe Anforderungen an Ihre Systeme. Ihr Shop muss einwandfrei und schnell funktionieren und die Daten Ihrer Kunden sicher sein. Können Sie dies mit eigener Kraft leisten? Server-Verwaltung und Updates / Sicherheitspatches laufen in der Cloud direkt über SAP. Damit ist Ihre Software immer up to date und Sie müssen sich nicht mehr selbst darum kümmern.

Wie komplex sind die Prozesse in Ihrem Webshop?

Eindimensionale Prozesse, wie zum Beispiel der Verkauf von Einzelprodukten kann bis zu einem gewissen Grad auch mit einem gut gepflegten On-Premise-System abgebildet werden. Je komplexer die Prozesse, desto wichtiger ist die Verbindung aller Informationen. Die SAP Commerce Cloud unterstützt ganzheitliche Prozesse, darunter auch Warenkorbbezahlung, Steuerung von Produktinformationen, Werbeaktionen und Auftragsverwaltung. Alle Kundeninformationen – egal ob physisch oder digital – werden unabhängig von Ort, Zeit, Endgerät oder Point of Sale in einer zentralen Plattform zusammengefasst. Auf Basis dieser Informationen schaffen Sie die individuellen Einkaufserlebnisse, die Ihre Kunden erwarten.

In diesem Zusammenhang sollten Sie auch berücksichtigen, dass Sie unterschiedliche Systeme, wie Ihre ERP-, CRM- und Supply-Chain-Anwendungen, anbinden müssen.

Verkaufen Sie im Ausland?

Abgesehen von den individuellen Kundeninformationen unterstützt die SAP Commerce Cloud die wichtigsten internationalen Sprachen, Währungen und Steuermodelle sowie auch komplexe Produktkonfigurationen, Zahlungsoptionen und mehr.

Wie wichtig ist Ihnen der Zugriff von verschiedenen Endgeräten überall auf der Welt?

Bei der On-Premise-Lösung müssen all Ihre Mitarbeiter die Software installieren. Bei einer überschaubaren Anzahl an Anwendern mit je einem einzigen Endgerät ist das machbar, aber mobile Arbeitsplatzmodelle arbeiten gegen die Inhouse-Lösungen. Auf die Public Cloud haben Sie 24/7-Zugriff – von überall und von jedem Gerät – als SaaS.

Welche Voraussetzungen gelten für die Migration in die SAP Commerce Cloud?

 Sie ziehen die Migration in Erwägung, sind sich aber nicht sicher, ob Ihr System die notwendigen Voraussetzungen mitbringt? Um Ihre On-Premise-Lösung in die Cloud zu überführen, müssen Sie mindestens SAP Commerce Version 6.7 im Einsatz haben, besser noch Version 1905.

Außerdem gibt es eine Reihe von Commerce-Modulen, deren Einsatz aktuell NICHT in der Cloud unterstützt wird. Hier finden Sie einen Überblick:

  • Synchrone Order Management Module
  • Commerce Infrastructure Services
  • Entitlement & Metering System (EMS) Module
  • Mediaconversion Extension
  • Subscription Billing Gateway (SBG) Module
  • SAP Invoice Module
  • SAP Product Configuration, on-premise edition

Neben den genannten Modulen wird aktuell auch keine Integration zu folgenden Diensten gewährt:

  • ImageMagick
  • OpenText (DAM)
  • SAP Hybris Merchandising

Weitere kundenspezifische Integrationen in andere Systeme sollten Sie im Detail analysieren bzw. von erfahrenen Experten analysieren lassen.

Welche Migrationsschritte sind erforderlich?

Laut Forrester gibt es keinen Königsweg für die Cloud-Migration, zu individuell seien die Anforderungen. Doch zumindest wollen wir Ihnen im Folgenden ein Grundgerüst für SAP Commerce an die Hand geben, an dem Sie sich orientieren können.

Der Weg in die Cloud lässt sich üblicherweise in folgenden vier Phasen abbilden:

Analyse:

  • Upgrade-Analyse: Bevor Sie eine veraltete Version in die Cloud umziehen, sollten Sie die Upgrademöglichkeiten evaluieren. Aktuell sollten Sie auf Version 1905 umziehen.
  • Migrationsanalyse: Ob die Migration möglich ist, hängt vor allem von den genutzten Modulen und Erweiterungen ab. Welche Module aktuell nicht unterstützt werden, haben wir oben bereits aufgeführt. Im Rahmen der Migrationsanalyse sollten Sie auch die Anbindung Ihrer externen Systeme prüfen, die als entscheidendes Kriterium für die Cloud-Nutzung gilt.
  • Kostenaufstellung: Erst nach eingänglicher Analyse können interne sowie externe Ressourcen definiert und die Kosten beziffert werden.

Entwicklung:

  • Aufsetzen der Cloud-Umgebung: Beim Aufsetzen und Konfigurieren der Cloud-Umgebung müssen Anforderungen und individuelle Prozesse berücksichtigt werden.
  • Code-Anpassungen: Obwohl einige Anbieter mit einer Lösung werben, die keine Code-Anpassungen und Umprogrammierungen notwendig machen, werden Sie feststellen, dass – wie oben bereits erwähnt – Prozesse und Anforderungen oft so speziell sind, dass der Umzug ohne das Drehen an der ein oder anderen Stellschraube nicht möglich sein wird.
  • Daten- und Medien-Migration: Bei der Migration reicht es nicht, alle Daten und Medien einfach in die Cloud zu kopieren. Es muss darum gehen, die neue Technologie zu verstehen und die unternehmenseigenen Prozesse darin abzubilden. Hierbei handelt es sich um eine Aktivität, die von der SAP unterstützt wird.

Testing:

  • User Acceptance Testing: Finden sich Ihre Anwender schnell und einfach zurecht? Welche Features sind nicht intuitiv genug? Um zu verhindern, dass Sie Mehrarbeit verursachen, weil das neue System keine Anwenderakzeptanz findet, ist das User Acceptance Testing ein entscheidender Schritt in der Migration.
  • Performance Benchmark: Die SAP arbeitet mit Standard Application Benchmarks, die als Richtschnur bei der Wahl geeigneter Systemkonfigurationen für die Bereitstellung von SAP-Lösungen gelten. Diese sollten Sie zu Rate ziehen.
  • Bug-Fixing: Das positive an der Cloud-Umgebung: Softwarefehler werden in den meisten Fällen mit den neuen Releases behoben. Nichtdestotrotz kann es zu dem ein oder anderen Bug kommen, den Sie manuell beseitigen müssen.

Deploy:

  • Build und Deploy auf produktiver Cloud-Umgebung: Nach der ausführlichen Testphase erfolgt das Go Live. Bei neueren SAP-Versionen, die als Voraussetzung für die Migration gelten, können Sie selbst im SAP Commerce Cloud Portal Inhalte unkompliziert verwalten und Umgebungen bereitstellen.

Fazit – Migration zur SAP Commerce Cloud

Um die einzelnen Migrationsschritte vollumfänglich durchzuführen, bietet sich in den meisten Fällen die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Dienstleister an, der nicht nur die SAP-Cloud-Landschaft, sondern auch die spezifischen Branchenbedürfnisse kennt und bedienen kann. Informieren Sie sich zum Beispiel im Vorfeld über Integrationserfahrung und Zertifizierungen eines potenziellen Partners. Bei der Wahl sollten Sie auch darauf achten, dass dieser nicht nur die Migration an sich unterstützt, sondern alle Projektphasen betreut – von der initialen Projektplanung über die Entwicklung bis hin zum Application Support einer bereits live gesetzten Cloud-Lösung. Die Axians NEO hat sich auf SAP C/4HANA einschl. Hybris Commerce bzw. die Commerce Cloud spezialisiert und steht Ihnen gerne für ein Beratungsgespräch zur Verfügung.

Ich hoffe, Ihnen in diesem Beitrag einen ersten Überblick über die erforderlichen Migrationsvoraussetzungen und -schritte gegeben zu haben und beantworte Ihnen gern weitere Fragen rund um die SAP-Commerce-Cloud-Migration.