Plötzlich liegt der Brief auf dem Tisch: „Wir bauen das TK-Netz der Zukunft. Kündigung der betroffenen Verträge. Bitte kontaktieren Sie uns, damit wir gemeinsam eine Lösung finden“. Im Klartext: ISDN steht vor dem Aus, SIP ist die Zukunft. IT-Verantwortliche sollten sich daher jetzt mit der neuen Anbindung befassen. Erste Handlungsempfehlungen gibt’s hier!

 

SIP ist ein offener Standard, den nahezu jeder Provider unterschiedlich implementiert. Generell gilt, dass hier die Telefonie auf IP basiert. Diese nutzt das Session Initiation Protocol (SIP) zum Aufbau und Steuern der Verbindung und verwendet das Real-Time Transport Protocol (RTP) für den Datenaustausch. Das bringt im privaten Leben schon jetzt eine Reihe von Vorteilen: Denken wir an unsere Fritz-Box zuhause mit der Option, über den Internetzugang zu telefonieren, eine kleine Telefonanlage zu betreiben und in jedem Raum ein IP-Telefon zur Verfügung zu haben.

Auch Unternehmen bietet die Umstellung gewisse Vorteile. IP-Telefonie nutzen Provider im Hintergrund bereits seit längerer Zeit – die Umsetzung auf bekannte Verbindungstechniken wie beispielsweise ISDN ist ein unnötiger Schritt, der jetzt entfernt wird. Allerdings ergeben sich aus dieser Umstellung eine Reihe von Fragen:

  • Kann und sollte ich meine alte Technik in Form von Schnittstellen und Gateways weiterbetreiben?
  • Welche Sicherheitseinstellungen und -maßnahmen muss ich ergreifen, um ausreichend geschützt zu sein?
  • Welche Einschränkungen ergeben sich bei meiner bisherigen Kommunikation?

Die Umstellung auf IP-Telefonie – aber bitte mit Strategie

Zu Beginn müssen Sie die Angebote und Dokumentationen Ihres Providers erst einmal verstehen und beurteilen, worin bereits die erste kleine Herausforderung besteht. Sobald ein technisches Verständnis für die Lösungsangebote vorhanden ist, muss eine Bestandsaufnahme der aktuellen Hard- und Software stattfinden. Der Bedarf an Hard- und Software sowie die Verwendung von alten Techniken sind abhängig davon, ob die bestehende TK-Anlage durch eine zwischengeschaltete Komponente ergänzt werden muss, die TK-Anlage bereits IP-fähig ist und ob die Anschaffung einer neuen Anlage geplant oder notwendig ist. Außerdem sind ggf. die Redundanz- und Zentralisierungs-Konzepte zur Anbindung ans öffentliche Telefonnetz zu berücksichtigen. Darüber hinaus ist es wichtig, das vorhandene Quality of Service-Konzept im lokalen Netzwerk (LAN) zu erweitern bzw. einzuführen, um die Verfügbarkeit der IP-Telefonie zu gewährleisten.

Daraus ergeben sich die Anbindungsmöglichkeiten für die aktuelle TK-Anlage. Hier stellt sich zusätzlich die Frage: Entscheide ich mich für eine eigenständige Leitung zum Provider oder möchte ich über den bestehenden Internetzugang telefonieren? Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten in der Umsetzung:

Abwehr von Angriffen aus dem Internet

Die verschiedenen Varianten zeigen die Anschlussmöglichkeiten für die herkömmliche ISDN-Technologie und IP sowie die Trennung zwischen Kunde und Netzbetreiber. Die Verbindung zwischen TK-Anlage und Provider muss durch eine Firewall und einen Session Border Controller (kurz: SBC) abgesichert sein. Der SBC hat einige wichtige Aufgaben: das Telefonie-Netz des Kunden im gesamten Netz zu verstecken – hier spreche ich von Topology Hiding. Außerdem führt er Protokollanpassungen durch und enthält erweiterte Firewall-Funktionen – z. B. VoIP-denial-of-service-Abwehr und Session Management bei verschlüsselten Gesprächen. Es gilt, die Gefahr von Angriffen aus dem Internet auf die Telefonie abzuwehren.

Und am Ende läuft alles wie gewohnt?!

Die Umstellung auf All-IP ändert aus technischer Sicht markante Merkmale der bisherigen Kommunikation. So ist die Fax- und Modem-Technologie sehr empfindlich in Sachen Taktung und Paketverlust. Hier empfehle ich, Faxgeräte durch einen Fax-Server zu zentralisieren. Modemverbindungen, die beispielsweise im produzierenden Gewerbe noch stark eingesetzt werden (z. B. Wartungsmodems), sollten durch netzwerkbasierte Support-Methoden bzw. WWAN (Wireless Wide Area Network) ersetzt werden. Ein weiterer Punkt ist die Portierung Ihres Rufnummernblocks. Hierzu empfehle ich Ihnen meinen Beitrag „Vorsicht Rufnummernlänge! Bei der Einführung von “All-IP” ist Köpfchen gefragt“.

Fünf vor Zwölf – Zeit zu Handeln

Als goldene Regel gilt meiner Meinung nach immer: vereinfachen und zentralisieren! Und nutzen Sie dabei auf jeden Fall neue Synergien. So können Sie beispielsweise über den bereitgestellten Internetzugang für die Telefonie auch andere Applikationen wie Videokonferenzen oder Home-Office-Szenarien abbilden – die richtige TK-Anlage ist natürlich Voraussetzung. Ganz wichtig, wenn in Ihrem Haus eine Umstellung der Telefonie ansteht: Unterschätzen Sie den Aufwand nicht! Insbesondere empfehle ich in vielen Situationen auch, sich bis zum endgültigen Portierungstermin zunächst einen „Arbeitsanschluss“ mit Testnummer legen zu lassen. Wenn alles passt, steht einer schnellen und reibungslosen Umstellung nichts im Weg.

Bei Axians prägen wir den Wandel in der Telekommunikation seit Jahren aktiv mit. Als Cisco Gold Partner begleiten wir unsere Kunden mit Rat und Tat auf dem Weg der All-IP Umstellung. Wenn Sie gern wissen möchten, was bei Ihnen konkret möglich ist und welches Vorgehen empfehlenswert erscheint: ein Anruf genügt.